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10.02.2022 - Die Löwen kämpfen um ihr Geld

Aktualisiert: 16. Feb. 2022

Leonidas-AnlegerInnen gründen Interessengemeinschaft

10.02.2022 • Die 2011 gegründete Leonidas Associates fungierte bei den meisten Leonidas-Fonds als Anbieterin und Prospektverantwortliche. 2015 wurde aus der GmbH eine AG, die jeweils zu 50 Prozent Antje Grieseler und Max-Robert Hug gehörte. Ende 2019 war auf einer Hauptversammlung in verschiedenen Punkten keine Einigung mehr zu erzielen, weshalb dann das zuständige Amtsgericht die Pattsituation durch Bestellung eines dritten Aufsichtsratsmitglieds auflöste.

Nach seiner Bestellung vom Amtsgericht Fürth am 8. Januar 2020 wurde Rechtsanwalt Wolfgang Wittmann im Aufsichtsgremium zum Vorsitzenden gewählt. Eine ganze Reihe von AnlegerInnen haben ihn deshalb angesprochen und gebeten die Interessen der Investoren zu schützen, denn die Fonds liegen vielfach weit unter Plan und zeigen bis heute im Prinzip keinerlei Transparenz. Um dieses Ziel anzupacken, wurde nun eine Interessengemeinschaft gegründet.


Investmentcheck: Herr Wittmann, Sie sind nun seit rund zwei Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats der Leonidas Associates AG. Können Sie uns mal beschreiben, welchen Eindruck Sie nach der gerichtlichen Bestellung seit der Amtsübernahme gewonnen haben? Wittmann: Nach meiner gerichtlichen Bestellung vor zwei Jahren habe ich quasi nichts vorgefunden. Es gab schlichtweg keine Unterlagen. Der damalige Vorstand Ralf Schamberger hat sich bei mir als neuem Mitglied im Aufsichtsrat nicht einmal gemeldet. Ich musste mir deshalb selbst die Daten der weiteren Mitglieder besorgen und eine erste Anforderung von Unterlagen abstimmen. Der Aufsichtsrat hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die wesentlichen Unterlagen der Gesellschaft. Wir reden hier über Dokumente wie die Satzung der Gesellschaft, Geschäftsordnungen und die Vorstandsverträge. Ich habe Herrn Schamberger sodann angeschrieben und um die unverzügliche Übermittlung der wesentlichen Unterlagen der Gesellschaft gebeten. Diese hat Herr Schamberger dann über Wochen, trotz mehrfacher Erinnerungen und Mahnungen, nicht geliefert. Wesentliche Unterlagen zu Geschäftsvorfällen wurden – bis heute - überhaupt nicht durch das ehemalige Management Schamberger und Grieseler zur Verfügung gestellt beziehungsweise existieren wohl schlichtweg nicht. Auch ein persönlicher Termin mit Herrn Schamberger konnte erst Wochen später stattfinden. Das Bild, das sich dem Aufsichtsrat bot, war verheerend, wie ich es noch nie erlebt habe.

Leonidas-AnlegerInnen schließen sich zusammen und wehren sich Bild: Screenshot der IG-Leo-Homepage


Wow, das klingt nach einer großen Herausforderung, die Ihnen das Gericht hier übertragen hat. Wie ging die Geschichte weiter? Frau Grieseler und Herr Schamberger haben die wesentlichen Geschäftsbereiche und Dienstverträge der AG am 31. Dezember 2017 mit Wirkung zum Beginn 2018 auf andere Gesellschaften übertragen. Dabei wurde weder der Aufsichtsrat einbezogen noch gab es entsprechend nachvollziehbare Beschlüsse im Vorstand. Die AG musste dann die Kosten für die Erbringung diverser Leistungen, insbesondere auch das stolze Gehalt von Herrn Schamberger tragen. Abgerechnet wurde jedoch vornehmlich über die neuen, eigenen Gesellschaften, für die Herr Schamberger ab diesem Zeitpunkt hauptsächlich tätig war. Diese Vorgänge sind teilweise Gegenstand eines Gerichtsverfahrens vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Es scheint zudem, dass über die AG und deren Tochtergesellschaft, die Leonidas Treuhand GmbH, zweckwidrig Anlegergelder aus diversen Fonds abgeflossen sind. Nach den uns vorliegenden Informationen war Frau Grieseler selbst (mindestens mittelbar) daran beteiligt. Die durch Frau Grieseler organisierte Rückzahlung dieser aus meiner Sicht unzulässigen Mittelverwendung von Anlegergeldern erfolgte dann nicht mehr in voller Höhe. Einzelne Fonds sitzen auf einen Gesamtschaden in Höhe von 75.000 Euro, während die Grieseler-Gesellschaften ihr Geld inklusive Zinsen vollständig erhielten. Herr Schamberger konnte/wollte für viele Vorgänge keine Erklärungen und/oder Unterlagen liefern. Daher haben wir ihm schließlich mit Dr. Alexander Deicke einen Interimsvorstand zu Seite gestellt und seine Vertretungsbefugnis eingeschränkt. Als Herrn Schamberger dazu noch ein Ordnungsgeldverfahren im Rahmen der berechtigten Durchsetzung der Auskunftsansprüche des Aufsichtsrats drohte, hat er am 2. Oktober 2020 sein Amt niedergelegt. Diese Amtsniederlegung gegenüber dem Aufsichtsrat war verbunden mit der Bekanntgabe einer angeblich bereits Wochen zurück liegenden Kündigung der Mietverhältnisse der Gesellschaft in Kalchreuth durch Frau Grieseler. Von heute auf morgen waren die AG und die Treuhand quasi ohne Büro.


Das wird ja immer unglaublicher. Sie berichten hier von einen Vorgang, der nach Aufklärung geradezu schreit. Meines Wissens hat die Leonidas Treuhand GmbH als Tochtergesellschaft der AG Darlehen von verschiedenen Fonds erhalten und diese trotz Mahnverfahren nicht zurückbezahlt. Angeblich hat die HTB als neues Fondsmanagement schon damit gedroht einen Insolvenzantrag zu stellen und damit eventuell ein Chaos bei den betroffenen AnlegerInnen zu produzieren. Was ist der Hintergrund für diese Darlehen und wie konnte es zu einer unwidersprochenen Vollstreckung kommen? Zum Hintergrund müssten Sie Frau Grieseler fragen. Seit die Gesellschaft kein Geschäft und keine Mieträume mehr hatte, mussten beide Seiten ein Übereinkommen zur Behandlung von Postsendungen treffen. Dieses wurde durch Herrn Dr. Deicke direkt mit Frau Grieseler vereinbart, so dass die Post der neuen Schamberger/Grieseler-Gesellschaften direkt an Frau Grieseler und die Post der AG und der Treuhand GmbH direkt an Herrn Dr. Deicke (jeweils ungeöffnet) weitergeleitet wird. Diese Vereinbarung wurde dann auch seit Oktober 2020 gelebt, ohne dass Unregelmäßigkeiten erkennbar waren. Der Schein trügte. Die Titulierung der durch Frau Grieseler zu verantwortenden und nicht vollständig zurück bezahlten Anlegergelder an die Fonds wurde an der Leonidas Treuhand vorbei bewirkt. Das Delta in Höhe von 75.000 Euro hat Frau Grieseler durch die betroffenen Fonds tituliert, indem sie die Mahn- und Vollstreckungsbescheide in Kalchreuth bei einer eigenen Mitarbeiterin zustellen ließ. Der Treuhand wurde dadurch die Gelegenheit zum Rechtsbehelf genommen. Das zuständige Vollstreckungsgericht hat am 19. Januar 2022 die Zwangsvollstreckungen aus diesen Titeln auf unseren Antrag hin einstweilen eingestellt. Die Angelegenheit wird nun vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth aufgearbeitet und entschieden werden.


Zum ganzen Beitrag sowie dem Interview mit Rechtsanwalt Wolfgang Wittmann kommt Ihr über den folgenden Link:



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